Im kontinentaleuropäischen Kontext kommt mir immer mal wieder das Gerücht zu Ohren, dass Mann/Frau zuerst einen Kurs, wie beispielsweise Mission-shaped Ministry, besuchen muss, bevor diese Person eine fresh expression of Chuch starten kann. Vorzugsweise vor aber sicher nach dem Kurs werden Konzepte geschrieben. Falls „pioneering“-Stellen von Landeskirchen geschaffen werden, will die Mutterkirche eine Erfolgsgarantie – am liebsten im Zeitraum von drei Jahren (!).
Wagt man einen Seitenblick auf die neueren Statistiken der Church Army’s Research Unit zeigt sich, dass gerade einmal 5% der Gründerinnen und Gründer den Kurs Mission-shaped Ministry besucht haben. Wie viele Konzepte vorgängig geschrieben wurden, hat niemand evaluiert (in den letzten 6 Jahren in England hat mir jedoch nie jemand ein Konzept in die Hand gedrückt).
Das heisst: zumeist haben Menschen mit Interesse, Leidenschaft, Risikofreudigkeit und theologischer Differenziertheit einfach einmal angefangen. Am Anfang stand weder ein Konzept noch ein Kurs. Was für uns deutschsprachige Kontinental-EuropäerInnen erschreckend klingt, ist wohl in der DNA der BritInnen schon angelegt. Fakt ist nur: bei (kirchlicher!) Innovation gibt es keine Garantie, auch nicht durch Konzepte und Strategien.
Das soll jetzt nicht bedeuten, dass ein Kurs nicht hilfreich sein kann. Nein, gerade die Gemeinschaft, der Austausch und die Diskussionen im Kurs-Setting können sehr förderlich sein. Aber nicht ein Kurs ist die Grundlage des kirchlichen Aufbruchs, sondern vielmehr Mut, Kenntnisse des Kontextes, Beziehungen, Fehlerfreundlichkeit und eine theologische Verwurzelung in den Bekenntnissen und der Tradition. Und noch etwas…vielleicht sogar das Wichtigste: Pfingsten.
Warum denn feiern wir jedes Jahr Pfingsten – das Fest des Geistes, der Ruach? Vielleicht sollen wir gerade an Pfingsten daran erinnert werden, dass Kirchenentwicklung immer auch ein Loslassen von Sicherheiten ist? Gleichzeitig aber ein mutiges „Sich-in-das-Wehen-des-Geistes“ fallen lassen…