Wieder einmal bin ich in England unterwegs und leite eine Studienreise für das TPI (Theologisch-Pastorales Institut). Wir sind auf den Spuren kirchlicher Innovation, zukunftsfähiger Ausbildung, mixed-economy, fresh expressions und einigem mehr. Ein paar Schlaglichter der Studienreise werden, falls ich dazu komme, in den nächsten Tagen folgen. Heute nun eine kleine Zusammenfassung unseres Besuches bei St. Luke’s Peckham und dem Pioneer-Minister Ian Mobsby.
St. Luke’s Peckham
Inmitten des finanziell prekären und ethnisch diversen Gebietes von London ist die Kirche St. Luke’s Peckham situiert. Die Gewaltbereitschaft im Gebiet dieser Parochie ist hoch, so sind beispielsweise zwischen Weihnachten 2016 und August 2017 8 Jugendliche durch Messerstecherei ums Leben gekommen. Viele Kulturen, Glaubenseinstellungen und Menschentypen treffen hier aufeinander. Diese Diversität wird auch in der Kongregation von St. Luke’s sichtbar, so haben 90% der Menschen einen Migrationshintergrund.
Der grössere Teil der in diesem Gebiet lebenden Menschen bezeichnen sich als a-religiös und anti-kirchlich, trotzdem zeigen sie ein grosses Interesse an spirituellen Fragen. 60-80% können als spiritual seeker angesehen werden. Die Lebenseinstellungen vieler sind von Orientierungslosigkeit und Überforderung geprägt. Die Menschen haben Mühe ihr Leben „sinnvoll“ zu gestalten und haben kein Gefühl einer kohärente Identität und Zugehörigkeit. Sie fragen nicht danach, was sie glauben sollen, sondern „how now shall we live“? In in diesem Umfeld stellen sich der Pioneer-Minister Ian Mobsby und seine Gemeinde der Frage: wie können wir hier kontextrelevante Kirche sein. Dabei lassen sie sich von folgender Überzeugung leiten: „The church in every age needs to rediscover Christ for the culture“.
Da Ian Mobsby erst seit zwei Jahren in dieser Gemeinde tätig ist, haben sie nach intensiver Kontextanalyse vor einem Jahr damit begonnen sich von einer Ortsgemeinde hin zu einer mixed-economy of Church zu verändern. Die erste fresh expressions, die entstanden ist, gehört zur Typologie der new monastic community. Sie nennt sich „Wellspring Community“ und bewegt sich vorwiegend in der Hippster-Kultur. Diese kirchliche Gemeinschaft möchte vom Selbstverständnis her eine Kirche sein, die: “as such it is made up of those who are pursuing the Christian spiritual life, a way of wholeheartedly following Christ, setting the Gospel into practice. We pray that by offering our lives in this way, we might together become a resource and treasure that enriches the whole of life of the church.” Erst seit kurzem ist St. Luke’s Peckham nun auch im Prozess eine neue fresh expressions mit und unter Jugendlichen der Gang-Kultur des Ortes zu gründen. Ziel dabei ist, die Gang-Kultur zu integrieren und gleichzeitig auf ihre Lebensdienlichkeit hin zu hinterfragen. Im Zentrum steht dabei nicht die Konzeption eines wohlüberlegtes Jugendprojektes an einem Schreibtisch. Vielmehr hat Mobsby zum Ziel eine ehrliche kulturelle Anbindung an die Jugendkultur einzugehen und eine kontextgerechte Ausdrucksform von christlichem Glauben und Kirche mit den jungen Menschen zusammen zu finden.