Auf der Studienreise haben sich Andy und ein Teil seines Teams Zeit genommen uns einen Einblick in ihre Kirche und Arbeit zu geben. Da ich aber Sorted seit mehr als sechs Jahren regelmässig besuche, stammen folgende Ausführungen nicht von diesem Besuch. Vielmehr sind es Beobachtungen und Zusammenfassungen einer Entwicklung über ein paar Jahre. Noch detailiertete Infos sind in meiner Diss zu finden.
Entstehung und Entwicklung
Sorted liegt im Norden in einem Vorort von Bradford und ist auf Jugendliche aus sozial benachteiligten, schwierigen Verhältnissen ausgerichtet. Sorted ist ein Projekt der Church Army, sie wurde von Andy Milne aufgebaut. Dieser wuchs im Norden von Bradford auf, war ein Skateboarder und kam mit dem Christentum in Kontakt. Andy Milne fühlte sich zu einem Vollzeitdienst innerhalb der Church of England berufen, hatte jedoch die Vision, Kirche und seine eigenen Ressourcen zu verbinden. So liess er sich von 2000 bis 2003 in Sheffield zum Church Army Evangelist ausbilden. Nach der Ausbildung zog es Andy Milne und seine Frau Tracy zurück nach Nord Bradford, um dort eine Jugendkirche unter non-churched Jugendlichen zu gründen. Zuerst bauten Andy und Tracy Milne ein Team von Freiwilligen auf, welches sich berufen fühlte, mit Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen zu arbeiten. Der grösste Teil der Zielgruppe ist ohne Kenntnisse des Christentums aufgewachsen.
Andy Milne traf sich jeden Freitag mit den Freiwilligen, baute unter ihnen eine gute Gemeinschaft auf und bildete sie aus. 2004 begannen die Milnes und ihr Team erstmals, mit den Jugendlichen der Gegend in Kontakt zu treten. Dies vor allem im neu eröffneten Immanuel College der Church of England. Die Beziehungen zu den Jugendlichen wurden ursprünglich durch die schulische Sozialarbeit aufgebaut. Das Immanuel College liess Andy Milne als Sozialarbeiter auf dem Schulareal zwar zu, unterstützte diese Arbeit jedoch nicht finanziell. Nach ein paar Monaten stellte die Schule Andy Milne und der kleinen Gruppe von Jugendlichen jeden Freitagabend einen Raum zur Verfügung. Immer mehr Jugendliche kamen, sie spielten Fussball, waren auf ihren Skateboards unterwegs und setzten sich mit Gott und ihrer persönlichen Spiritualität auseinander. Jetzt, neun Jahre später, besteht Sorted aus drei Jugendkirchen, Sorted 1, Sorted 2 und Sorted 3, in welche 150 Jugendliche integriert sind. Sorted war eine der ersten fxC, welche eine Bishops Mission Order vom Bischof von Bradford bekamen und dadurch auf allen Ebenen in der Church of England Anerkennung als anglikanische Kirche fanden. Die Bishops Mission Order gibt Sorted einige Vorteile, denn sie bietet ein klar umrissenes Gebiet und definiert die Schulen, mit welchen zusammengearbeitet werden kann. Ausserdem wird ein Haus im Umfang eines Pfarrhauses zur Verfügung gestellt und eine Zusicherung von der Diözese für eine 50-Prozent-Stelle ausgesprochen. Zudem bedeutet die Bishops Mission Order das Ende der Abhängigkeit von der Kulanz lokaler Kirchen. Sorted kann nun selbständig Entscheidungen fällen. Durch die Bishops Mission Order ist Sorted aufgefordert, eine Kirchenpflege und eine Gemeindevorsteherin oder einen Gemeindevorsteher einzusetzen und Spenden zu generieren. Die fxC befindet sich auch im Registrierungsprozess zur Wohltätigkeitsorganisation.
Leitbild
Das Ziel von Sorted ist, dass Jugendliche und junge Erwachsene ermächtigt werden, sich mit Jesus Christus, ihren Sinnfragen und ihrer Spiritualität auseinanderzusetzen, und zwar in einem Modus, der ihrem sozialen und kulturellen Hintergrund entspricht.
Um dies zu gewährleisten, basiert Sorted auf diversen Grundwerten, wobei die folgenden zwei im Zentrum stehen. Für Sorted ist der Beziehungsfokus zentral, im Gegensatz dazu werden Events und Aktivitäten als zweitrangig angesehen.
„Thus relationships are truly foundational in Christian work, not just the door to force open to thrust some gospel content through. Being relational is itself part of the good news that this is how we are fashioned and intended to live.“
Bei allen Aktivitäten und beim Ausleben ihrer Spiritualität werden die Jugendlichen danach gefragt, was sie machen wollen. Die Aktivitäten werden gemäss den Vorschlägen der Jugendlichen und von den Jugendlichen gestaltet. So lautet das in Sorted vielfach zitierte Motto:
By young people, for young people.
Auch die Grundeinstellungen being in their world und true to the word and open to the Spirit bieten für die Arbeit in Sorted Orientierung.
Sorted steht in guter Partnerschaft mit den sechs umliegenden Ortsgemeinden und versteht sich als Ergänzung des kirchlichen Netzwerks der Church of England.
Zielgruppe und Fokus
Die Mitglieder von Sorted sind Jugendliche, die erlebnisorientiert und auf intensives Leben ausgerichtet sind. Ausserdem befinden sie sich häufig in prekären familiären, schulischen oder beruflichen Situationen. Der Bildungsstand ist eher tief. Die meisten Jugendlichen in Sorted hatten noch nie Kontakt zu einer Kirche oder zum Christentum. So erreicht diese fxC vor allem non-churched. Damit dies möglich ist, investiert das Leitungsteam viel Zeit in den Beziehungsaufbau und die Beziehungsstabilität zu den Jugendlichen. Bis heute sind sie an unterschiedlichen Schulen tätig und halten sich an den Orten auf, wo sich die Jugendlichen häufig treffen.
In der Zielgruppe ist die Experimentierbereitschaft hoch, was die Kreativität und das Engagement in Sorted fördert. Gerade für die Jugendlichen aus schwierigen familiären Verhältnissen ist Sorted eine Heimat geworden. Andy Milne und sein Team arbeiten erlebnisorientiert und stark partizipativ. Zudem geben sie den Jugendlichen Raum und Verantwortung. Die Jugendlichen entscheiden selbst, was sie machen wollen und wie für sie Kirche und Gottesdienst aussieht.
Aufgrund der prekären sozialen Verhältnisse besteht ein beachtlicher Teil der Arbeit des Teams in der Begleitung, Seelsorge und Beratung von Jugendlichen.
Leitung
Sorted wird seit den Anfängen von Andy Milne geleitet, der bis zum heutigen Zeitpunkt von der Church Army angestellt ist. Tracy Milne, Andys Ehepartnerin, ist seit Beginn Teil des Leitungsteams von Sorted. Sie ist ordinierte Pfarrerin der Church of England, in einer Ortsgemeinde im Norden Bradfords angestellt und hat einen Teilauftrag für Sorted. Wegen des Wachstums und der Multiplikation in Sorted 1, 2 und 3 sprach die Church Army weitere Stellenprozent gut.
Nebst unzähligen jugendlichen Freiwilligen, welche durch Sorted als Leiterinnen und Leiter ausgebildet wurden, besteht ein Team von 20 ehrenamtlich tätigen Erwachsenen aus der Umgebung.
Die Grundhaltung von Sorted gegenüber den Freiwilligen ist von Dankbarkeit und Respekt geprägt:
„We are always grateful to our volunteers as they come week in week out to help. They are the people that make Sorted happen, without them it wouldn’t have even started.“ (Andy Milne)
Aktivitäten
Alle Aktivitäten werden mit den Jugendlichen zusammen vorbereitet und durchgeführt. So können sich die Aktivitäten je nach Bedürfnissen rasch verändern. Es treffen sich regelmässig 150 Jugendliche in drei Jugendkirchen, Sorted 1, Sorted 2 und Sorted 3, zu unterschiedlichen Veranstaltungen und Tätigkeiten. Am Montagabend finden von den Jugendlichen selbstgestaltete Gottesdienste und am Mittwochabend Diskussionsgruppen und Hauskreise statt. Donnerstagabends ist Re:fresh, eine Diskussionsrunde zu biblischen Themen mit non-churched Jugendlichen. Freitagabends finden, nach Altersgruppen aufgeteilt, unterschiedliche Aktivitäten statt. Die jungen Erwachsenen treffen sich zu einem gemeinsamen Essen und discipleship, die Jugendlichen zu einem gemeinsamen Essen, sportlichen Aktivitäten und Projekten mit den lokalen Schulen. Am Sonntagabend findet ein Jugendgottesdienst für kirchenferne Jugendliche statt und im Immanuel College wird eine „after school“-Gruppe für 11- bis 14-Jährige angeboten. Darüber hinaus gibt es regelmässige Mentoringtreffen mit den jungen Erwachsenen, seelsorgerliche Begleitung und Beratung von Jugendlichen und ein gemeinsames Sommerlager von Sorted 1, 2 und 3.
Bezeichnend für die meisten Treffen ist, dass die Jugendlichen ihre Aktivitäten, die Gottesdienste und Projekte selbst entwickeln und dabei von den Erwachsenen unterstützt werden.
Finanzielle Situation
Andy Milne wird von der Church Army bezahlt, und seit die fxC über eine Bishops Mission Order verfügt, wird ein Pfarrhaus von der Diözese zur Verfügung gestellt. Sorted befindet sich jedoch regelmässig in finanziellen Engpässen, da die Jugendlichen wenig Einnahmen beisteuern können. So war die fxC 2013 nicht in der Lage, den vereinbarten Beitrag von 750 Pfund an die Diözese zu bezahlen.
Theologische, ekklesiologische und missionale Aspekte
Sorted erhielt 2010, als fünfte fxC von der Church of England, eine Bishops Mission Order vom damaligen Bischof von Bradford David James. Bischof David James setzte sich seit Beginn für das Projekt ein und unterstütze es. Seit 2010 hat Sorted nun den Status einer eigenständigen anglikanischen Kirche. Es ist der fxC sehr wichtig, den Status von Kirche zu haben und nicht als Zubringer zu den parochialen Kirchen zu gelten. Dies wurde auch in den Gesprächen mit den Jugendlichen deutlich.
Das persönliche Selbstverständnis und die persönliche Verortung von Sorted ist dezidierter ekklesialer Natur. Die Bishops Mission Order bestätigte dies bloss noch offiziell. So prägen Begriffe family, transformation of life, community und relationship das Ekklesiologieverständnis der Jugendlichen.
Ein weiteres wesentliches Element in der fxC ist discipleship. Dabei geht es darum, die Jugendlichen schnell zu integrieren und ihnen Verantwortung zu übergeben, und dies nicht nur in organisatorischen, sondern auch in spirituellen Belangen. Partizipation gilt als Leitmotiv aller Aktivitäten, so gestalten zum Beispiel im Gottesdienst die Jugendlichen die Liturgie, beten füreinander und erzählen sich gegenseitig Geschichten aus ihrem Leben und aus ihren spirituellen Erfahrungen. In Sorted geht es darum, Jugendlichen einen relationalen Raum zu eröffnen, in dem sie mit sich selbst, miteinander und mit Gott jugend- und kontextgerecht in Beziehung treten und eine christliche Praxis entwickeln können.
Geprägt ist die fxC von einem inkarnatorischen Missionsverständnis, das stets versucht, im Kontext und in der Welt der Jugendlichen präsent und aktiv zu sein. Die dafür häufig verwendete Begrifflichkeit ist being in their world.